Bereits in den Jahren 2008, 2011 und 2014 hatten auf diese Weise deutsche Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte die Gelegenheit, im Rahmen eines interdisziplinären Austauschs Einblicke in die israelische Kultur und das Rechtswesen zu bekommen. Die Reise wurde vom Vizepräsidenten der BRAK, Rechtsanwalt und Notar Dr. Ulrich Wessels, der Rechtsanwältin Kei-Lin Ting-Winarto als Mitglied der Geschäftsführung sowie – auf Seiten der Israel Bar Association – von Rechtsanwalt und Notar Michael Kempinski begleitet und organisiert.
Gedenken an Holocaustopfer
Die Delegation erreichte am 22.04.2017 gegen Nachmittag den Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. In der ersten Etappe der fünftägigen Reise besuchte man unter anderem den Supreme Court in Jerusalem und hatte im Anschluss an eine Besichtigung des Gerichtsgebäudes die Möglichkeit, mit Richter Dr. Danziger über das israelische Rechtssystem zu sprechen. Nach einer Altstadtführung in Jerusalem, bei der auch der Klagemauertunnels besichtigt wurde, folgte am Abend der Besuch einer Holocaust-Gedenkfeier in Yad Vashem. Neben dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin und dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu erinnerten auch mehrere Holocaustüberlebende an die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten. Am nächsten Tag war die Delegation eingeladen, an der ausschließlich auf Hebräisch abgehaltenen Zeremonie in der Knesset „Every Person has a Name“ teilzunehmen, bei der der durch die Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht wurde. Im Anschluss besuchte die Reisegruppe das Museum Yad Vashem und legte in der Halle der Erinnerung im Namen der deutschen Rechtsanwaltskammer einen Kranz nieder.
Bild: Rechtsanwaltskammer München
Einblicke in das Rechtssystem
Die zweite Station führte die Delegation am 24.04.2017 nach Tel Aviv und war begleitet von einer fachlichen Diskussionsrunde mit israelischen Anwaltskollegen in den Räumlichkeiten der Israel Bar Association. Anhand von gegenseitig gehaltenen Vorträgen wurden das anwaltliche Berufsrecht sowie das deutsche und israelische Gerichtssystem vorgestellt. Beim anschließenden Besuch des Landgerichts in Tel Aviv empfing der dortige Präsident die Delegation und sorgte so für Einblicke in die Organisation und Verfahrensabläufe bei Gericht. Nach einer Altstadtführung durch Tel Aviv fand am Abend auf Einladung des Konsuls der deutschen Botschaft, Cord-Henrik Möller, ein gemeinsamer Empfang mit unseren israelischen Anwaltskollegen statt. Am Abreisetag fand sich die Delegation nochmals zu einem letzten Gedankenaustausch über die gemeinsame Zeit in der Israel Bar Association zusammen. Rechtsanwältin und Notarin Martha Raviv berichtete in einem bewegenden Vortrag über ihre Gefangenschaft und die persönlichen Erlebnisse als Kind und Überlebende des Holocaust.
Die Möglichkeit, an der bislang vierten Delegationsreise teilnehmen zu dürfen, war in mehrfacher Hinsicht eine große Bereicherung. Nicht nur die sehr bewegenden Geschichten und persönlichen Schicksale vieler Opfer des Holocaust, sondern insbesondere die verbindenden Gespräche sowie die große Warm- und Offenherzigkeit der israelischen Kollegen waren beeindruckend und angesichts der deutsch-israelischen Historie nicht selbstverständlich.
Bild oben: asafta/iStock/Thinkstock