24.07.2019 | 19.00 Uhr
Buchvorstellung und Gespräch mit Peter Neumaier und Micha Brumlik
„Wehe dem, der allein ist!“ Mein Großvater Ernst Seidenberger. Münchner Rechtsanwalt in der NS-Zeit
Der Münchner Rechtsanwalt Ernst Seidenberger entstammte einer alteingesessenen Familie. Schon früh verspürte er jedoch den Wunsch, sich von seiner jüdischen Herkunft abzugrenzen und in die sogenannte deutsche Gemeinschaft zu integrieren. Die Ereignisse des Jahres 1933 setzten eine tiefe Zäsur in das Leben des Kriegsfreiwilligen von 1914. Seine Kanzlei wurde geschlossen, die „Mischehe“ mit seiner Frau geschieden. Nach Zwangsarbeit in einem Münchner Rüstungsbetrieb blieb ihm nur noch die Betreuung jüdischer Mandanten als „Konsulent“. Getrennt von Familie, Beruf und Freunden folgte die Deportation nach Theresienstadt. Ernst Seidenberger überlebte.
Um die Verfolgungsgeschichte seines Großvaters zu erkunden, musste der Enkel das familiäre Schweigen durchdringen. Gespräche, Briefe, Notizen und zahlreiche Dokumente ließen das Bild eines Menschen entstehen, dessen Welt nach 1933 Stück für Stück zerbrach.
Peter Neumaier, Autor und Enkel Ernst Seidenbergers, spricht mit dem Publizisten und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik über die Recherchen für sein Buch und über seine Familiengeschichte.
Ort NS-Dokumentationszentrum München, Auditorium
Eintritt frei
Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde und der Rechtsanwaltskammer München
Bildquellen: kontrastDesign/iStock