Editorial

Alles hat seine Zeit…!

Als ich mit meiner anwaltlichen Tätigkeit begann, gab es noch Kollegen, die ihre Schriftsätze mit Durchschlägen auf der Schreibmaschine schreiben ließen. Errungenschaften waren die Kugelkopfmaschinen mit Korrekturband. Besonders fortschrittlich waren Kolleginnen und Kollegen, die einen PC hatten, wobei sich in diesen Geräten 286r-Prozessoren befanden. 40 MB konnten in etwa verarbeitet werden. Dann kam das Telefax – geradezu eine revolutionäre Erfindung – weil Schriftsätze kurzfristig übersandt werden konnten und keine Rücksicht mehr auf Postlaufzeiten oder den Nachtbriefkasten genommen werden musste.

Seit einiger Zeit verwenden wir das besondere elektronische Anwaltspostfach; seit 01.01.2022 besteht die aktive Nutzungspflicht. Die Digitalisierung in der Justiz schreitet voran. Bald wird die Justiz auch völlig papierlos arbeiten.

 

Jeglicher Fortschritt wird verständlicher Weise von einem gewissen Unbehagen begleitet, da diese technischen Anwendungen, die zugegebenermaßen nicht immer vollständig ausgereift sind, erlernt und verwendet werden müssen. Aber wie wir am Telefax oder auch am E-Mail-Verkehr gesehen haben, erleichtern uns diese Systeme wesentlich die Arbeit; sie reduzieren die Kosten. Bald werden Justiz und Anwaltschaft nur noch elektronisch die Schriftstücke austauschen.

In diesen Jahren habe ich sehr viel erlebt, beeindruckende Kolleginnen und Kollegen kennengelernt.

Auch für mich gilt nun, dass „alles seine Zeit hat“. 26 Jahre durfte ich als Vertreter der Anwälte am Landgericht Augsburg, davon 18 Jahre als Vizepräsident, die Interessen der Anwältinnen und Anwälte unserer Rechtsanwaltskammer vertreten. In diesen Jahren habe ich sehr viel erlebt, beeindruckende Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, berufspolitische Erfahrungen gemacht, aber auch mitunter menschliche Enttäuschungen erlebt. 

Zumeist hat es mir sehr viel Freude gemacht, mich berufspolitisch engagieren zu können, in Gesprächen mit den Gerichtspräsidentinnen und -präsidenten sowie den Vertretern des Justizministeriums, von Verwaltungsbehörden und Politikerinnen und Politikern unsere Anliegen anzubringen. Die Regionalisierung der Fortbildung war mir ein großes Anliegen.

Nun habe ich mich entschlossen, mein Vorstandsamt niederzulegen, um für jüngere Kolleginnen und Kollegen Platz zu machen. Sie sollen nun die weiteren Geschicke der Selbstverwaltung, für die ich mich stets sehr gerne engagiert habe, lenken und beeinflussen.

Ihnen, sehr geehrte Damen Kolleginnen und Herren Kollegen, danke ich für Ihr Vertrauen, das Sie mir während meiner gesamten Vorstandszeit entgegengebracht haben. Sicherlich ist mir einiges leider nicht gelungen; wahrscheinlich habe ich auch die Erwartungen von einigen von Ihnen nicht erfüllen können; das bedauere ich. Ich wünsche meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen bei ihrer Tätigkeit für unseren Berufsstand viel Erfolg!

Mit herzlichen kollegialen Grüßen

RA Dr. Thomas Weckbach

Vizepräsident