Der Bundesverband der Freien Berufe e. V. (BFB) berichtet in seiner Pressemitteilung vom 28.12.2018, dass das Institut für Freie Berufe in Nürnberg (IFB) für den BFB im vierten Quartal 2018 eine repräsentative Umfrage unter rund 500 Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der kurzfristigen Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten, ihrer Personalplanung, Kapazitätsauslastung und zum Spezialthema „Mitarbeiterbindung und Nachwuchsgewinnung“ durchgeführt hat.
Die Ergebnisse der BFB-Konjunkturumfrage im Einzelnen:
Aktuelle Geschäftslage
Mit ihrer aktuellen Geschäftslage sind die befragten Freiberufler durchaus zufrieden: 47,7 Prozent aller Befragten schätzen ihre Situation als gut, 39,4 Prozent als befriedigend und lediglich 12,9 Prozent als schlecht ein. Die Stimmung hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert: Im Winter 2017 beurteilten 48,6 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage als gut, 34,8 Prozent als befriedigend und 16,6 Prozent als schlecht.
Bei allen vier Freiberufler‐Gruppen ist das aktuelle Klima mehrheitlich günstig: Die Freiberufler im technisch‐naturwissenschaftlichen Bereich sind am zufriedensten, verhaltener sind die freien Kulturberufe, die rechts‐, steuer‐ und wirtschaftsberatenden Freiberufler und die freien Heilberufe.
Sechs‐Monats‐Prognose
Auch im kurzfristigen Trend sind die befragten Freiberufler zuversichtlich: 12,8 Prozent der Befragten rechnen binnen des kommenden halben Jahres mit einer günstigeren, 78,6 Prozent mit einer gleich bleibenden und 8,6 Prozent mit einer ungünstigeren Entwicklung. Auch hier ist die Tendenz positiv: Im Winter 2017 erwarteten 13,2 Prozent der Befragten einen günstigeren, 72 Prozent einen gleich
bleibenden und 14,8 Prozent einen ungünstigeren Verlauf.
Alle vier Freiberufler‐Gruppen sind größtenteils optimistisch: Die befragten technischnaturwissenschaftlichen Freiberufler sind am erwartungsvollsten, gefolgt von den freien Kulturberufen, den rechts‐, steuer‐ und wirtschaftsberatenden Freiberuflern und den freien Heilberufen, die am zurückhaltendsten sind.
Personalplanung
In zwei Jahren planen 16 Prozent der Freiberufler, mehr Mitarbeiter zu beschäftigen als heute, 71,3 Prozent wollen ihren Mitarbeiterstamm beibehalten. Nur 12,7 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Hier ist der Trend ebenfalls positiv: Im Vorjahr rechneten 14,8 Prozent damit mehr, 68,5 Prozent gleich viele und 16,7 Prozent weniger Mitarbeiter zu beschäftigen.
Aktuelle Auslastung der Kapazitäten
31,3 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Kapazitäten bereits überschritten sind, 43,8 Prozent sind zu mehr als 75 bis zu 100 Prozent ausgelastet, 11,9 Prozent zu mehr als 50 bis zu 75 Prozent, 8,5 Prozent zu mehr als einem Viertel bis zur Hälfte und 4,5 Prozent bis zu einem Viertel. Von denjenigen, die bereits überausgelastet sind, sind bei knapp zwei Dritteln die Kapazitäten bis zu einem Viertel überschritten. Gefragt nach den Gründen, geben 42,2 Prozent an, dass sie Probleme haben, zusätzliche Fachkräfte zu finden. 40,6 Prozent führen dies auf eine zu hohe Nachfrage zurück.
Von denjenigen, die bisher noch nicht überausgelastet sind, erwarten 6,4 Prozent der Befragten binnen des nächsten halben Jahres und 9,2 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre über 100 Prozent ausgelastet zu sein.
Spezialthema: Mitarbeiterbindung und Nachwuchsgewinnung
Neben dem wirtschaftlichen Teil enthält diese BFB‐Konjunkturumfrage auch eine Passage zu dieser Fragestellung.
- Mitarbeiterbindung
Flexible Arbeitszeitmodelle (74,7 Prozent) und Fort‐ und Weiterbildungsmöglichkeiten (71,8 Prozent) führen die Skala der Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung an. Mehrheitlich werden auch Urlaubs‐/Weihnachtsgeld (60,4 Prozent) gezahlt. - Personalfluktuation
Bei 67,7 Prozent der befragten Freiberufler gab es in den zurückliegenden zwölf Monaten keine Kündigungen von Mitarbeitern. Damit liegen die Freien Berufen mit einem Wert von 32,3 Prozent leicht unter dem zuletzt verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Fluktuationskoeffizienten von 32,8 Prozent, den die Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2017 berechnet hat. - Personalgewinnung
Die Verantwortung hierfür liegt nahezu ausschließlich beim Freiberufler selbst. Bei der Suche nach Mitarbeitern stehen persönliche Kontakte mit deutlichem Abstand an vorderster Stelle. Zudem haben Praktika gerade bei der Auswahl von Auszubildenden einen hohen Stellenwert. Erfolg versprechen sich die Befragten zudem von Stellenangeboten auf der eigenen Website und von der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. - Personalsuche
Ob freie Stellen für Auszubildende oder Mitarbeiter, nach Einschätzung der befragten Freiberufler wird die Personalsuche binnen der kommenden beiden Jahr noch schwieriger. Von den Befragten erhalten derzeit nur 6,2 Prozent keine Bewerbungen für freie Ausbildungsstellen, bei Stellenangeboten für Mitarbeiter sind es 15,5 Prozent. - Fachkräftemangel
Mehrheitlich ist es problematisch, Mitarbeiter‐ und auch Ausbildungsstellen zu besetzen. 83,6 Prozent der befragten Freiberufler geben an, dass daraus ein erhöhtes Arbeitspensum für ihre Teams resultiert. Bei über der Hälfte steigen die Kosten, um ihre Mitarbeiter zu binden. Knapp ein Drittel gibt an, Kunden zu verlieren. In Konsequenz dessen intensivieren knapp zwei Drittel die Suche nach geeigneten Bewerbern, mehr als die Hälfte schneidet die Arbeitsbereiche ihrer Mitarbeiter neu zu und knapp die Hälfte reduziert das Arbeitsaufkommen. Zeitweise Hilfskräfte einzustellen ist nur für etwa jeden Fünften eine Option.
Der BFG kommt insgesamt nach dieser Konjunkturumfrage zu folgender Einschätzung:
Die Freien Berufe liegen weiterhin gut im Markt. Mit ihrer aktuellen Lage sind neun von zehn der Befragten durchaus zufrieden. Ebenso viele rechnen nicht damit, dass die Stimmung kurzfristig kippt. Das zeigt Wirkung: 16 Prozent der Freiberufler wollen binnen der beiden kommenden Jahre mehr Mitarbeiter einstellen. Wenn sie diese denn finden. Schließlich arbeitet fast ein Drittel schon über Volllast und führt das auch auf fehlende Fachkräfte zurück. Diesen Befund spiegelt auch der Sonderteil der Umfrage zum Finden und Binden von Mitarbeitern wider. Bei den Freien Berufen steht neben einer intensivierten Suche nach geeigneten neuen Mitarbeitern ebenfalls oben auf der Agenda, diejenigen zu halten, die bereits bei ihnen arbeiten. So sind etwa flexible Arbeitszeitmodelle sowie Fort‐ und Weiterbildungsmöglichkeiten überwiegend gelebte Praxis. Beim Werben um neue Mitarbeiter können Freie Berufe als verlässliche Arbeitgeber punkten: Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Freie Berufe zeigt, dass Freiberufler mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bestandsfester sind als Unternehmen der übrigen Wirtschaft.
Konjunkturumfrage Sommer 2019 in den Freien Berufen
Ab sofort findet die turnusgemäß vom Institut für Freie Berufe (IFB) Nürnberg durchgeführte Erhebung zu Geschäftslage und erwarteter Entwicklung bei den Freien Berufen für den Sommer 2019, mit einem Sonderteil zu den Themen Gründung und Nachfolge, statt. Auch davon werden erneut wertvolle Ergebnisse erwartet, wie zuletzt mit der BFB-Konjunkturumfrage Winter 2018. Das Ausfüllen des Fragebogens der Online-Umfrage zum Konjunkturklima im ersten Halbjahr 2019 dauert ca. zehn Minuten. Hier geht es zur Konjunkturumfrage, an der Sie bis zum 12.05.2019 teilnehmen können.