Bereits im Frühjahr hat die Bundesrechtsanwaltskammer bei den deutschen Anwälten nachgefragt, wie sie mit dem Lockdown umgehen und welche wirtschaftlichen Konsequenzen er für sie hat. Über ein halbes Jahr später zeigt die zweite Umfrage der BRAK, dass viele Anwälte wohl besser durch die Krise gekommen sind als angenommen. Dennoch stehen die Zeichen nicht auf Entspannung: Außenstände bei Mandanten sind zu beklagen und über 20 % der Befragten geben an, Soforthilfemaßnahmen in Anspruch genommen zu haben.
Neu an der zweiten Befragung waren die Themen Digitalisierung und der Einsatz von modernen Kommunikationsmitteln in der Beratung. Über 60 % der Teilnehmenden gaben an, sich mehr mit dem Thema Digitalisierung befasst zu haben und über 40 % möchten Telefon- und Videoberatungen künftig ausbauen.
Die Umfrage zeigt auch, dass es bei einigen Gerichtsbarkeiten zu erheblichen Verzögerungen kam. Besonders betroffen waren die Bereiche Strafrecht, Sozialrecht und Straßenverkehrsrecht. Die Zusammenarbeit mit der Justiz wird daher von den Anwälten bemängelt. Michael Then, Präsident der RAK München, Schatzmeister der BRAK und Vorsitzender der neu gegründeten Arbeitsgruppe „Sicherung des Rechtsstaats“, sieht darin eine Gefährdung des Justizgewährungsanspruchs der Bürger.
Was die Überwindung der Krise anbelangt, ist die Anwaltschaft mittlerweile weniger optimistisch als im Frühjahr. Das mag auch damit zusammenhängen, dass messbare Umsatzeinbußen erst mit zeitlicher Verzögerung auftreten werden. 40 % glauben, dass in einem Jahr die Krise wirtschaftlich überwunden sein könnte.
Beinahe 5600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die 13 Fragen der Umfrage vollständig beantwortet – das Interesse war sogar deutlich größer: Rund 6850 Personen haben die Fragen der BRAK angeklickt. Aufgrund der Verteilung der Rechtsgebiete und der Durchmischung der Teilnehmer gibt die Umfrage laut BRAK ein repräsentatives Bild der aktuellen Situation der Anwaltschaft wider.
Die Ergebnisse der Umfrage sind hier zu finden.
Bildquelle: wildpixel/iStock